Kaffeemeister in der stillgelegten Schiffswerft

Das erste Amsterdam Coffeefestival

Der junge Barista legt akribisch seine Utensilien zurecht. Tassen, Löffel, eine Waage und die Kaffeebohnen. Für Floris aus Utrecht geht es um den Titel. Und die Konkurrenz ist groß – in den Niederlanden wächst die Speciality Kaffeeszene rasant.

Willkommen beim ersten Amsterdam Coffee Festival! Ein bisschen wie in Brooklyn fühlen wir uns als wir die stillgelegte Schiffswerft betreten. Alte Stahlkonstruktionen ragen bis unter die Decke. Doch hier werden schon länger keine Schiffsschrauben mehr an große Tanker montiert. Heute liegt feiner Kaffeeduft in der Luft. Vor uns haben sich Stände von Röstereien aufgereiht, von Kaffeebars und Herstellern von Espressomaschinen.
Sogar der Branchenriese Starbucks ließ es sich nicht nehmen, auf dieser unkonventionellen Kaffeemesse dabei zu sein und den eigenen neuen Single Origin Espresso anzubieten. Nebenan beim Wasserfilter-Primus Brita wartet eine hübsche Hostess mit Schampus und Sushi auf – doch so recht will dies nicht zum Gesamtkonzept des Coffee Festivals passen. Hier geht weniger um die große Markenshow, als vielmehr um die Kleinen der Branche, die eigene Kreationen vorzeigen wollen.

Die meisten Aussteller auf dem Coffee Festival sind jung, viele mit Tattoos und Piercings. Anzugträger fallen auf. Die Organisatoren des Coffee Festivals haben verstanden: Kaffee ist längst Teil eines urbanen Lifestyles geworden, zu dem nicht nur frisch geröstete Bohnen gehören. In der alten Werfthalle treten Live-Bands im Stundentakt auf. Eine Ausstellung mit junger Kunst dreht sich um Kaffee. Über das beste Werk entscheiden die Besucher per Abstimmung. Wir haben Spass an der Idee und schauen die Bilder mit anderen Augen an, jetzt wo wir über ihren Erfolg sogar mitentscheiden dürfen…

Am Stand einer Amsterdamer Kaffeebar trinken wir vorzüglichen Espresso und Cappuccino mit grandioser Latte Art. Der Kaffee aus hauseigener Röstung hat uns überzeugt. Es sind diese Momente, wo man sich als Kaffeeliebhaber zunickt und einfach nur geniesst… Wir schlendern weiter zu den Röstern, die ihre Trommel-Maschinen angeworfen haben. In ein paar Minuten werden sie den Kennern ihre frischen braunen Bohnen unter die Nase halten. Auf einem Workshop ein paar Meter weiter dreht sich alles um Filterkaffee: Chemex-Karaffen stehen bereit, V60-Filter aus Japan und auch die „Aeropress“ wird vor dem neugierigen Publikum demonstriert. Wir mögen und schätzen diese simple Form der Kaffeezubereitung sehr, bei der das ganze Aroma der Bohnen in der Tasse landet. Überall in der Halle spüren wir viel Enthusiasmus. Es herrscht Aufbruchstimmung unter den Kaffeemeistern, deren Anhänger immer mehr werden und die sich erfolgreich gegen die Übermacht von Nespresso und Co. behaupten.

Floris, der junge Barista aus Utrecht, hat seinen Auftritt gemeistert und erntet viel Applaus. Bester Barista der Niederlande wurde ein Anderer. Doch auch hier geht es zu wie beim Sport: Das Dabei-sein zählt. Nächstes Frühjahr kommt die Kaffeewelt wieder in Amsterdam zusammen. Und wer weiss, vielleicht gibt es bald schon das Berlin Coffee Festival oder auch bei uns in Köln…? Wir finden, die Kaffeefans in Deutschland hätten es verdient. Abgerockte Schiffswerften oder Stahlwerke haben wir hierzulande auch reichlich.

Third Wave Kaffee Zubehör

Die letzte Geschmacksnuance herauskitzeln…

Hario V60 02 Dripper rot von oben

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Die spiralförmigen Lamellen verhindern, das der naße Papierfilter am Keramikfilter kleben bleibt. Der aufgebrühte Kaffee fließt besser ab und bringt einen klaren Geschmack mit weniger Bitterstoffen hervor.